Frauenunion informiert sich über regenerative Energien

Themenabend im Archiv des Schlosses in Fürstenberg

08.06.2011, 15:25 Uhr | Maria Beckmann-Junge | Bad Wünnenberg

Der Einladung der Bad Wünnenberger Vorsitzenden der Frauenunion Maria Beckmann-Junge zum Thema „Erneuerbare Energien – ein Thema (auch) für Frauen“ folgten am 23.5. circa 30 Frauen der FU und der Landfrauen der Städte Bad Wünnenberg und Büren sowie Mitglieder des Kreisvorstands.

Die Hausherrin, Gräfin von Westfalen, ließ durch ihren Gutsverwalter Maximilian von Lahr das hauseigene seit 10 Jahren laufende Projekt „Alternative Energieerzeugung, Heizen mit Hackschnitzeln“ vorstellen. Im Anschluss daran referierte Dr. Thomas Forstreuter vom westfälisch – lippischen Landwirtschaftsverband e.V. Münster umfassend über weitere regenerative Energien und das Zusammenspiel mit fossilen Brennstoffen sowie Atomstrom. Er versuchte, einen Ausblick auf die weitere Entwicklung bis 2020 zu geben.

 
Beide Redner überzeugten durch interessantes Informationsmaterial und durch große Glaubwürdigkeit aufgrund ihrer differenzierenden und kritischen Darstellung.
 
Herr von Lahr informierte über die Vor- und Nachteile des Scheitholz-, Pellet- und Hackschnitzeleinsatzes. Um neben Hackschnitzeln weitere Brennstoffe zu erschließen, wird in der Nähe von Fürstenberg zzt. der Anbau von nachwachsenden Rohstoffen, wie Weidenholz und Miskantus (Chinaschilfgras) in Kurzumtriebsplantagen, KUPs, beobachtet und erforscht. Die Hackschnitzelanlage ist von der Größenordnung so konzipiert, dass sie weitere Gebäude mitversorgen und auch später auf neue noch zu entwickelnde Brennstoffe umgestellt werden kann.
 
Herr Dr. Forstreuter wies darauf hin, dass die Regierung bis 2020 eine Verdoppelung der regenerativen Energien anstrebe. Das und der weitgehende Verzicht auf Atomstrom solle nach dem 5.Juni 2011 per Gesetz geregelt werden. Doch nicht erst die Katastrophe von Japan habe das Umdenken eingeleitet, das Wissen um die Begrenztheit der fossilen Energiequellen und der Klimawandel hätten bereits in den letzten Jahren zu einem verstärkten Einsatz regenerativer und nachwachsender Energiequellen geführt. So hat der Zuwachs der Energieerzeugung durch Photovoltaik und Wind zusammen mit Biomasse bereits in den vergangenen Jahren deutlich zugenommen. Er verwarf die Argumente der 2008 erfolgten Medienkampagne „Tank gegen Teller“ und belegte mit Zahlen, dass die Behauptungen nicht zutreffen, dass man aber sehr wohl sehen müsse, dass eine Kosten-Nutzen-Optimierung und auch die Forderung nach Gewährleistung der Nahrungsversorgung durch die landwirtschaftlichen Flächen im Blickfeld bleiben. Wenn man nur den Gesichtspunkt der Effizienz anlege, so Herr Dr. Forstreuter, sei die Nutzung einer Fläche für Photovoltaikanlagen der durch den Anbau von Biomasse 12-fach überlegen. Von der Kostenseite allerdings favorisierte er Windkraft, deren derzeitiger Preis pro Kilowattstunde bezahlbarer sei als die immer noch zu stark subventionierte Photovoltaik. Bei den letzten beiden Energiequellen sah er allerdings auch die Problematik der fehlenden Speicherung von Energie in Spitzenzeiten. Hier müsse die Forschung in den nächsten Jahren neue Möglichkeiten eröffnen. Er schloss mit dem Hinweis auf Gemeinschaftsheizwerke und wies auf das Beispiel Steinfurt-Hollit hin, wo man öffentliche Gebäude und private Häuser mit einer Anlage aus Biogas optimal bedient. Bei allen Überlegungen seien Kooperativen mit den Bürgern vor Ort der Übernahme durch die bekannten Monopole zu fördern. Aber auch Privatinitiativen seien gefragt: Insgesamt sei der Anteil der Heizkosten mit 63% gegenüber den Strom- mit 12% und den Warmwasserkosten mit 25% zu hoch. Durch Einsparungen z.B. durch Niedrigenergiehäuser und durch einzelne private Solarmodule auf Dächern von Altbauten sei der Energieverbrauch zu senken.
 
Es schloss sich eine rege Diskussion an, die die Betroffenheit und die Bereitschaft aller deutlich machte, neue Wege zu beschreiten.